
Altmark
Vogelwarte Storchenhof und die Geschichte von „Prinzesschen“
Als sich schließlich 2003 der „Förderverein Storchenhof Loburg e.V.“ gegründete, wurde festgeschrieben, neben der Pflege der Vögel auch Führungen für die Besucher anzubieten, um die ökologischen Zusammenhänge zu vermitteln und den Tier-, Arten- und Umweltschutzgedanken in der Öffentlichkeit weiterzutragen. Sechs Jahre später bekam die Vogelschutzwarte Storchenhof Loburg e.V. den Status eines Anerkannten Naturschutzvereins im Sinne des Landesnaturschutzgesetzes. Seitdem wird der Verein bei allen Vorhaben, die in die Landschaft eingreifen, um eine Stellungnahme gebeten.
Zum berühmtesten Weißstorch wurde „Prinzesschen“, als 2006 das ZDF den zweiteiligen Dokumentarfilm „Die Reise der Störche“ zeigte. Gemeinsam mit den Ornithologen Dr. Christoph Kaatz und seinem Sohn Dr. Michael Kaatz legt das Fernsehteam zwei Jahre zuvor tausende Kilometer, von Loburg bis nach Südafrika zurück, durch elf Länder, über drei Kontinente. Aus einem Ultraleichtflugzeug werden atemberaubende Szenen von fliegenden Störchen gedreht. Eine Verfolgung gelingt ohne Probleme – dank der Satellitentelemetrie.
Im Winter 2007 schafft es „Prinzesschen“ nicht mehr bis zu ihrem Schlafplatz in Südafrika. Deutschlands bekannteste Storchin wird in der Nähe ihres Winterquartiers tot aufgefunden. 13 Jahre lang war sie mit dem Sender unterwegs und legte über 100.000 Flugkilometer zurück. Mit 16 Jahren erreichte sie ein überdurchschnittliches Alter. Im Jahr 2004 wurde „Prinzesschen“ sogar auf einer Briefmarke verewigt.
Vogelschutzwarte Storchenhof Loburg e.V.
Chausseestraße 18
39279 Loburg
Telefon: 039245 2516
E-Mail: info@storchenhof-loburg.de
Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 17 Uhr
Führungen finden halbstündlich statt, für Gruppen ab 15 Personen nach vorheriger Absprache

Ein Beitrag von Hendrik Reppin
Vor über 45 Jahren gab es einen alarmierenden Rückgang des Bestandes an Weißstörchen. 1979 waren auch aus Loburg die Störche verschwunden. Das war der Anlass für die Gründung einer Auffangstation für verletzte Störche und andere Großvögel, für die verwaisten Küken und verlassenen Gelege der Umgebung. Auf dem Grundstück der Familie Kaatz in Loburg wurde diese Station eingerichtet. Ehrenamtlich kümmerte sich Dr. Christoph Kaatz jedoch nicht nur um die Pflege der verletzten und verwaisten Vögel, sondern führte auch Zählungen des Storchenbestandes durch, beringte die Jungvögel, baute neue Horste und gründete eine Fachgruppe für den Weißstorchschutz.
Schon bald wurde der Hof in Loburg auch Anlaufstelle für verletzte und verwaiste Vögel aus der weiteren Umgebung. Die Bemühungen von Dr. Christoph Kaatz zeigten sofort Erfolge: Schon ein Jahr später siedelten sich wieder Störche in Loburg an – auf dem neu errichteten Horst auf dem Stalldach der Auffangstation.
War der Storchenhof Loburg vor der Wende noch bei der Abteilung Kultur des Bezirks Magdeburg angesiedelt, wurde er danach eine Einrichtung des Ministeriums für Umwelt- und Naturschutz des Landes Sachsen-Anhalt und Standort der Staatlichen Vogelschutzwarte in der Abteilung Naturschutz des Landesamtes für Naturschutz.

Die Vogelschutzwarte kann täglich besucht werden. Foto: Hendrik Reppin
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Storchenpaar in Loburg. Foto: Storchenhof
Bei so vielen Aufgaben stieß der Hof der Familie Kaatz schnell an seine Grenzen. Eine ehemalige Gaststätte mit dazu gehörigem Wohnhaus ging bereits 2016 in das Eigentum der Vogelschutzwarte Storchenhof über, wurde aber erst im Jahr 2023 der Öffentlichkeit übergeben. Das Objekt in der Chausseestraße 14 beherbergt heute ein Umweltbildungszentrum und eine Dauerausstellung über den Weißstorch.
Als der Storchenhof in Loburg vor zwei Jahren das 45-jährige Bestehen feierte, konnte auf eine stattliche Bilanz zurückgeblickt werden: Über 2000 Störche und über 700 Greifvögel wurden bis dahin aufgezogen, gepflegt und in den allermeisten Fällen wieder ausgewildert. Sowohl die Arbeit für den Tierschutz als auch die Öffentlichkeitsarbeit wird mit Förderungen des Landes Sachsen-Anhalt unterstützt.
Inzwischen besuchen jedes Jahr rund 6500 Interessierte den Storchenhof in Loburg. Pro Saison bedeutet dies auch etwa 1300 Führungen. Dabei können die Besucher des Storchenhofs - je nach Jahreszeit – nicht nur den Störchen beim Brüten oder der Aufzucht der Jungvögel zuschauen. Auch die hier gezeigte Hausgeflügelhaltung ist vor allem für die jüngeren Besucher ein Anziehungspunkt zum Beobachten und Staunen.
Doch die wohl spannendste Geschichte, die auf dem Storchenhof Loburg erzählt wird, ist die vom „Prinzesschen“. Im Jahr 1994 hob das Storchenpaar „Prinz“ und „Prinzesschen“ mit einem Sender auf dem Rücken in Loburg ab, um ins Winterquartier nach Afrika zu fliegen. Es waren die ersten Weißstörche, die mit Hilfe der Satellitentelemetrie verfolgt werden konnten. Zwar waren längst die Flugrouten der Störche bekannt, doch mit der Sendertechnik konnten nun auch detaillierte Daten über die Rastplätze der Weißstörche wissenschaftlich ausgewertet werden.