
Magdeburg
Es war einmal, am 6. Dezember 1993, als eine Gruppe begeisterter Theaterliebhaber den Verein Theater-KISTE e. V. gründete – eine Kiste voller bunter Geschichten, großer Emotionen und magischer Momente. Hier verschmelzen Improvisation, Komödie, Schauspiel, Märchen und lebendige Live-Acts zu einem Gesamterlebnis.

Theater zum Anfassen für kleine und große Märchenfans: Jedes Jahr verzaubert die Theaterkiste das Publikum mit einem klassischen Weihnachtsmärchen – genau so, wie es im Märchenbuch steht.
Foto: Theaterkiste
Herausforderung & Zukunftssicherung
Was einst ein kleines Herzensprojekt war, ist heute das offene Kulturzentrum „Guck mal!“ in der Babelsberger Straße 9 in Cracau. Unter der Leitung der Familie Stieghahn bietet es Raum für Impro, Schauspiel, Komödien, Märchen – ein lebendiger kultureller Treffpunkt. Doch die Bühne steht auf wackeligen Beinen: Seit dem Umzug in die neuen Räume in Cracau – früher war man Untermieter im Alten Theater – steigen die Ausgaben wie Miete, Nebenkosten, Technik- und Kostümausgaben. Obwohl beispielsweise die Städtischen Werke gelegentlich unterstützen, bleibt viel an der Familie Stieghahn hängen. „Wir leben für das Theater“, sagt Janett Stieghahn, „aber langsam wissen wir nicht mehr, wie wir alles finanziell stemmen sollen.“ Fördermittel? Fehlanzeige. „Wir bekommen kaum Rückmeldungen auf unsere Anträge“, sagt Oliver Stieghahn frustriert. Manche Absagen seien vage begründet oder an Bedingungen geknüpft, die für einen kleinen Verein schlicht nicht zu erfüllen sind. Ein Beispiel: Ein behindertengerechtes WC wurde eingeplant – doch es liegt im Hochparterre. Für den notwendigen Lift wurde zwar eine Förderung beantragt, doch diese würde nur genehmigt, wenn man nachweisen könne, dass Menschen mit Behinderung das Haus bereits nutzen. „Ein Paradoxon“, sagt Thomas Stieghahn, „Wie sollen sie zu uns kommen, wenn nicht alles barrierefrei ist?“ Ein Problem, das typisch ist für viele kleinere Kulturinitiativen: Die Anforderungen an Förderungen sind hoch – oft zu hoch. So bleibt die Finanzierung vor allem an der Familie hängen. Und der eigene Geldbeutel wird immer leerer.
Jüngst richtete die Theaterkiste in den Sozialen Medien einen eindringlichen Aufruf: „Wir spielen mit Herz – helft mit, damit der Vorhang nicht fällt!“. Unterstützung kann vielfältig sein – finanziell, kreativ, ideell, durch Sachspenden oder Kooperationen. Sie geben nämlich auch etwas: Auftritte bei Firmenfeiern, Kulturabende auf Anfrage, die offene Kinderferien-Spielzeit und Workshops in lockerer Atmosphäre. „Wir wollen nichts geschenkt – wir bieten auch etwas dafür“, betont Ute Stieghahn. Ein besonderes Anliegen ist das Ferienprogramm für Kinder – theatrales Vergnügen zu kleinem Obolus. „Theater ist ein Teamsport“, sagt Oliver Stieghahn, „kommt vorbei und probiert Theater aus.
Die Theater-KISTE ist ein kulturelles Kleinod Magdeburgs: vielseitig, mutig, empathisch. Sie schafft Räume für Improvisation, Interaktion, Humor und Fantasie – liebevoll inszeniert und publikumsnah. Doch ohne Hilfe droht der Vorhang zu fallen. Die Theaterkiste steht bereit, Geschichten zu erzählen – sie braucht nur eine Bühne, auf der der Applaus ertönen kann. Wer unterstützen möchte, findet nicht nur einen Verein, stattdessen eine lebendige Kulturinitiative, die Theater nicht nur aufführt, sondern mit dem Publikum zusammenlebt…

Ein Beitrag von
Sebastian Seemann
Seit über drei Jahrzehnten prägt die Theaterkiste die Kulturszene Magdeburgs – mit Charme, Engagement und ehrenamtlichem Herzblut. Besonders beliebt sind die Impro-Gruppen, vor allem „Imaginär“, die spontan und kreativ das Publikum ins Geschehen einbeziehen – jede Vorstellung ist einzigartig, jede Szene live improvisiert. Auch die interaktive Krimireihe „Krimaginär“ zieht das Publikum mit ein: Hier entstehen Kriminalfälle im Dialog zwischen Bühne und Zuschauenden.
Zur Weihnachtszeit öffnen die Mitglieder jedes Jahr ihr Märchenbuch und bringen klassische Geschichten – häufig von den Brüdern Grimm inspiriert – auf die Bühne: mit wunderschönen Kostümen, liebevollen Bühnenbildern und mitreißend inszeniertem Mitmachtheater. Die Kinder dürfen mitsingen, mitfiebern, klatschen – und zum Schluss ihre Lieblingsfiguren hautnah erleben. Der Kontakt zum Publikum ist ihnen wichtig: „Theater zum Anfassen“ lautet ihre Philosophie. Für diesen Winter lädt die Theaterkiste ihr Publikum erneut ein: „Der gestiefelte Kater“ steht als diesjähriges Weihnachtsmärchen auf dem Programm. „Bei uns wird Theater lebendig: Die Kinder dürfen mitsingen, durch Zurufe mitfiebern“, lautet dabei die Spielphilosophie.

Ute (v.l.), Thomas, Oliver und Janett Stieghahn sind Gründer des Vereins Magdeburger Theaterkiste und leiten das Kulturzentrum „Guck mal“ in der Babelsberger Straße 9. Foto: Romy Bergmann
Die Magdeburger Theater-KISTE e. V. ist ein seit 1993 bestehender Theaterverein, der mit großem ehrenamtlichem Engagement ein breites kulturelles Programm bietet. Im Zentrum stehen Improvisationstheater, Komödien, Märchenaufführungen – besonders das alljährliche Weihnachtsmärchen – sowie kreative Live-Acts. Der Verein betreibt das Kulturzentrum „Guck mal!“ in Magdeburg-Cracau und versteht sich als offener Ort für Jung und Alt, an dem Theater erlebbar, interaktiv und nahbar ist. Mit viel Leidenschaft trägt die Theaterkiste dazu bei, die Magdeburger Kulturszene lebendig und vielfältig zu halten.