
Saalekreis
Auf kleinen Terrassenlagen nahe der Flüsse Saale und Unstrut wird seit Jahrhunderten Wein angebaut und gekeltert zu qualitativ hochwertigen Weinen. Im Gespräch mit Winzerin Elisabeth Born vom Weingut Born wollte Unser-Land-Redakteurin Kerstin Eschke mehr über die Weine aus Deutschlands nördlichsten Weinanbaugebiet erfahren und was sich hinter „Breitengrad 51“ verbirgt.

Ein Beitrag von
Kerstin Eschke
Sehr geehrte Frau Born, erzählen Sie uns ein wenig aus der Geschichte des Weinanbaus in unserer Region.
Elisabeth Born: Der Weinbau ist, wie alles andere, auch Veränderungen und Moden unterworfen. Vielleicht etwas langsamer, aber trotzdem kommt viel „Altes“ in Variation neu wieder. Wir haben zurzeit einen Generationswechsel, teils anstehend, teils schon vollzogen in den Weinbaubetrieben. Die Weine verändern sich vielleicht in der Stilistik, aber die Sorten die Luther schon gerne getrunken hat werden nach wie vor gekeltert.

Gekeltert werden die Weine in familiengeführten Betrieben. Einige von ihnen haben sich vor einiger Zeit zu einem Verein zusammengeschlossen – dem Breitengrad 51. Wer verbirgt sich dahinter? Welche Gründe gab es dafür?
Elisabeth Born: Wir sind ein als e.V. eingetragener Zusammenschluss von acht Winzern aus dem Saale- Unstrut Gebiet. Die einzelnen Betriebe - von Nord nach Süd - sind das Weingut Born in Höhnstedt, Weingut Böhme + Töchter in Gleina, Weingut Frölich Hake aus Roßbach, Weingut Hey in Naumburg, Weingut Klaus Böhme in Kirchscheidungen, der Winzerhof Gussek in Naumburg, das Landesweingut Kloster Pforta in Bad Kösen und das Weingut Zahn in Kaatschen. Weingüter, die auf dem Breitengrad 51 liegen. Wir haben uns zusammengefunden, um das kleine und oft noch sehr unbekannte Weinbaugebiet erlebbar zu machen. Und zu zeigen, dass es möglich ist, hier Weine zu erzeugen, welche sich auf einem sehr wertigen Niveau national nicht zu verstecken brauchen!
Was macht das Weinanbaugebiet aus? Wo liegt es? Was sind die Besonderheiten?
Elisabeth Born: Sehr langgestreckt, von den Flächen in Thüringen bis an den Süßen See fährt man gerne mal eineinhalb Stunden, selbst die Weinberge in Werder an der Havel kurz vor Berlin gehören noch zum Saale-Unstrut Gebiet. Auf diese Ausdehnung finden sich verschiedenste Böden, was den Weinen teils ganz eigene Strukturen gibt. Ein und dieselbe Rebsorte aus einem Jahrgang kann dadurch sehr unterschiedlich schmecken.

Wie sind sie zum Weinanbau gekommen?
Elisabeth Born: Tradition und Familie verpflichtet.
Warum sind die Weine des Breitengrades 51
besonders?
Elisabeth Born: Unsere Breitengrad51-Weine stehen für die qualitative Spitze im Gebiet und sollen zeigen was hier, in einer aus weinbaulichen Sicht nordischen Region, möglich ist!
Rot, Weiß oder Rosé, was ist Ihr Favorit?
Elisabeth Born: Das ist Tagesform abhängig.
Dem frühen Austrieb folgte im vorigen Jahr ein eisiger Frost. Welche Folgen hat das für die Winzer, den Ausbau und den Weinliebhaber?
Elisabeth Born:
Die Einbußen durch den Frost sind tatsächlich immens, allerdings sind die Weinberge je nach Lage sehr unterschiedlich betroffen. Für einige Betriebe geht es sehr an die Substanz, wenn man bedenkt, dass in den letzten Jahren durch die Trockenheit die Ernten auch nicht unbedingt reichlich waren. Wie die 2024er Weine sich präsentieren werden, lässt sich nur schwer voraussagen. Für die Kellermeister herausfordernd waren die sehr inhomogene Reife der Trauben. Immerhin hängen an ein und demselben Rebstock einzelne Trauben, die den Frost überlebt haben und gleichzeitig welche, die danach noch ausgetrieben sind. Der Jahrgang 2024 war in der Tat noch kleiner als gedacht.
Wir haben selbst im Weingut 90 Prozent Verlust gehabt.
Das ist eine wirtschaftliche Katastrophe. Im Durchschnitt vom Gebiet waren es ca. 80 Prozent Verlust. Ich hoffe sehr, dass ein Frost dieses Jahr ausbleibt. Das verkraften wir nicht nochmal.
Wie wird der Jahrgang 2024 schmecken?
Elisabeth Born: Der 2024er Wein ist ein knappes Gut.
Weil aber der Rebstock alle Kraft in die wenigen Trauben stecken konnte, sind diese von sehr guter Qualität. Das ist eine große Aufgabe für die Winzer, dieses Potenzial der Trauben zu nutzen. Wir versuchen uns noch etwas Zeit zu lassen und bringen den neuen Jahrgang erst Ende Mai, Anfang Juni in die Flaschen und hoffen, dass unsere Weine bis zum Herbst reichen. Weinliebhaber dürfen sich auf den 2024er freuen.
