
Magdeburg
Dieser Magdeburger Park ist geschichtsträchtig: Der Klosterbergegarten ist der erste Volksgarten Deutschlands. Zudem wurde er vom berühmten Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné geplant. In diesem Jahr feiert der Park seinen 200. Geburtstag.

Ein Beitrag von
Sebastian Seemann
Der Klosterbergegarten im Herzen der sachsen-anhaltinischen Landeshauptstadt ist einer der wichtigsten und bekanntesten Gärten Magdeburgs. Der Park umfasst rund elf Hektar und erstreckt sich zwischen der Schönebecker Straße mit dem Gesellschaftshaus und den Gruson-Gewächshäusern auf der Westseite und der Elbe auf der Ostseite. Ursprünglich war der Park dreimal so groß und er trägt einen stolzen Titel. „Wir gehen davon aus, dass der Klosterbergegarten der älteste Volksgarten Deutschlands ist. Die Münchner sind zwar der Meinung, dass ihr Englischer Garten der älteste sei. Defacto liegen da wohl nur ein paar Tage dazwischen. Ich denke beide Städte können sich diesen Titel auf die Fahnen schreiben“, erzählt Carsten Gerth, Leiter des Magdeburger Gesellschaftshauses.

In diesem Jahr feiert der Klosterbergegarten ein besonderes Jubiläum. Der Park wird 200 Jahre alt. Gerth und sein Team haben zusammen mit vielen Aktiven, Interessierten und Einrichtungen Magdeburgs eine Arbeitsgruppe gebildet und ein abwechslungsreiches Festjahresprogramm mit über 70 Veranstaltungen auf die Beine gestellt.
Besonders stolz ist man auf die Lenné-Medaille, die der Klosterbergegarten im Rahmen des Jubiläumsjahres von der Hamberger Lenné-Akademie verliehen bekommt. Dies hat einen geschichtlichen Hintergrund. So wurde der berühmte Landschaftsarchitekt Peter Josef Lenné (1789-1866) beauftragt, den Volksgarten zu planen. Die Stadt hatte das Gelände unter ihrem Oberbürgermeister August Wilhelm Francke für 4000 Taler erworben. Die ursprüngliche Gestaltung umfasste offene Wiesen- und Wasserflächen, die sich abwechselten mit Gehölzpartien und sanft geschwungenen Wegen.

Als der Garten angelegt wurde, war es den Initiatoren darum gegangen, eine Harmonie zwischen Mensch, Kunst und Natur zu schaffen. Ausgewählte Pflanzen – zeitweilig war hier auch ein Baumlehrpfad ausgeschildert – unterstrichen auch einen Bildungsanspruch. Namensgeber ist das Kloster „Berge“, das auf dem Gelände seit dem Jahr 965 bestanden hatte und während der napoleonischen Kriege vollständig zerstört wurde.
„Im Oktober oder November 1824 wurde das Areal gekauft und deswegen gehen wir davon aus, dass niemand dann noch im Dezember den ersten Spatenstich vollzog. Also feiern wir jetzt 2025 den zweihundertsten Jahrestag des Beginns des Anlegens dieses Parkes. Magdeburg war im 19. Jahrhundert eine Festungsstadt, war dementsprechend umgeben von Festungsmauern und konnte sich nicht erweitern.
Es kamen aber immer mehr Leute in die Stadt. So entstand die moderne Idee, einen Volksgarten außerhalb der Mauern anzulegen und ein Erholungsgebiet, eine grüne Lunge für die Magdeburger zu schaffen. Und für dieses Vorhaben konnte Lenné gewonnen werden“, erklärt Carsten Gerth.
Im Hier und Jetzt hätte man den einstigen Planern wohl vorgeworfen, nicht weitsichtig genug gewesen zu sein. Denn schon wenige Jahre nach der Errichtung des Parks, mussten Teile schon wieder der Erschließung der aufstrebenden Stadt geopfert werden. Außerdem gingen aufgrund zunehmender Bebauung in den Randbereichen natürliche Übergänge und Ausblicke in die Umgebung verloren.
Auch wenn der Name des Volksgartens heute an das alte Kloster erinnert – vorher wurde er anders genannt. Ein Jahr nach dem Beginn der Arbeiten besuchte nämlich der preußische König Friedrich Wilhelm III. die Anlage. Und deshalb bekam sie seinen Namen. Erst 1921 wurde aus dem Park der Klosterbergegarten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Garten zusammen mit dem Gesellschaftshaus bis 1989 von der Pionierorganisation genutzt. Damals wurde der Klosterbergegarten Pionierpark genannt und beherbergte unter anderem einen Verkehrsgarten für die Verkehrserziehung.
Die Offenheit des Parks zur Elbe hin konnte erst nach der Wende 1990 wieder hergestellt werden, nachdem sich hier über Jahrzehnte ein Kohlehafen befand und den Weg zwischen Klosterbergegarten und Uferkante versperrte.
Von Interesse ist der Park aber nicht allein für einzelne. Unter anderem nutzen das Gesellschaftshaus und andere Kulturinstitutionen immer wieder den Park für Veranstaltungen. 2025 sind es aufgrund des 200. Jubiläumsjahres besonders viele. Und es muss immer darauf geachtet werden, dass die Parkanlage unversehrt bleibt. Denn sie steht unter Denkmalschutz.
