
Dessau-Roßlau
Vor 100 Jahren zog das Bauhaus nach Dessau. Ab September 2025 feiert die Stiftung Bauhaus Dessau gemeinsam mit zahlreichen Partnern das Jubiläum mit Ausstellungen, künstlerischen Programmen, Konferenzen und Festen. Ein Höhepunkt ist die Eröffnung von fünf Ausstellungen im März 2026 an verschiedenen Orten in Dessau.

Ein Beitrag von
Anke Katte
"An die Substanz“ – so ist das Jubiläumsprogramm „Bauhaus Dessau 100“ überschrieben. 1925 zog das Bauhaus von Weimar nach Dessau, in eine aufstrebende, von unternehmerischem Pioniergeist geprägte Industriestadt. Nur ein Jahr später, am 4. Dezember 1926, wurde das Bauhausgebäude eröffnet. Von der Ankunft der Bauhäusler und Bauhäuslerinnen bis zur Eröffnung des Bauhausgebäudes schlägt das Jubiläumsprogramm 2025/26 einen Bogen vom Damals ins Heute. Die Geschichte des Bauhauses soll dabei mit den Fragen und Herausforderungen der Gegenwart verbunden werden.
Dr. Barbara Steiner, Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau:
„Damals wie heute ging und geht es darum, Gesellschaft durch Gestaltung verändern zu können, auch wenn sich mit Gestaltung verbundene Vorstellungen verschoben haben hin zu einer gemeinsamen Verantwortung gegenüber der Umwelt, orientiert an Stoffkreisläufen und ausgestattet mit dem Bewusstsein, als Mensch selbst Teil eines aus dem Gleichgewicht geratenen Ökosystems zu sein.“

Materialien der Moderne und Gegenwart
Unter dem Titel „An die Substanz“ stehen Materialien der Moderne und Gegenwart im Fokus von zahlreichen Ausstellungen und Veranstaltungen im Bauhaus Museum, im historischen Werkstattflügel und an verschiedenen Orten der Stadt. Der Auftakt zum Jubiläum wird vom 4. bis 7. September 2025 mit dem Bauhausfest und dem legendären Umzug gesetzt. Höhepunkte sind außerdem die Neuinterpretation der historischen Materialtänze, die Teil des Unterrichts von Oskar Schlemmer waren und die Uraufführung einer Partitur des italienischen Komponisten und Sound-Künstlers Piero Mottola mit dem Titel „Voice of Bauhaus“, beides auf der historischen Bühne im Bauhausgebäude. Auch am Bauhaus Museum ist ein umfangreiches Programm geplant. So werden Dessauerinnen und Dessauer am 7. September die Gäste des Bauhaus-Jubiläums an einem riesigen Tisch, der vor dem Museum aufgebaut wird, empfangen.

Große Ausstellungen an verschiedenen Orten in Dessau
Im März 2026 werden fünf große Ausstellungen an verschiedenen Orten in Dessau eröffnet. Im historischen Werkstattflügel des Bauhauses beschäftigt sich die dreiteilige Ausstellung „Glas / Beton / Metall“ mit den engen Verflechtungen des Bauhauses mit der Industriegeschichte des frühen 20. Jahrhunderts. Auf einer Etage des ehemaligen Kaufhauses Zeeck widmet sich die Ausstellung „Algen / Schutt / CO2“ den gegenwärtigen Herausforderungen und entwirft Handlungsszenarien zu Stoffkreisläufen, gewachsenen Ressourcen und Wiederverwertung. Die Open-Air-Ausstellung „Lamellen / Pfette / Knoten“ setzt den Fokus auf die Junkers-Lamellenhalle in Dessau-Kleinkühnau, die bis heute vom Fliegerclub als Hangar für Segelflugzeuge genutzt wird und die einst ein echter Exportschlager war. 13 derartige Hallen wurden in 1930er Jahren samt Maschinen, Ausstattung und Know-how in die Türkei verkauft. „Ziegel / Shed / Strom“ lautet der Titel einer Ausstellung, die in das prominenteste Bauhausgebäude, das aus unverputzten Sichtziegel errichtet wurde, führt.

Das historische Arbeitsamt entstand nach einem Entwurf von Walter Gropius als Rundbau. Im Stahlhaus beleuchtet die Ausstellung „Blech / Membran / Bullauge“ die Entwicklung eines standardisierten und modular angelegten Metallhaus-Bausystems.
Die Bedeutung des Jubiläums und des Bauhauses und seiner Ideen für Dessau-Roßlau und das ganze Land hebt auch Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff hervor: „Das Bauhaus ist eine traditionsreiche Stätte der Moderne. Mit ihm verbindet sich ein Aufbruch in Architektur, Formgestaltung und Kunst, der die Ästhetik und fast alle Lebenswelten bis in unsere Zeit stark beeinflusst.“ Das Bauhaus sei Teil unserer Landesidentität.
Das unterstreicht auch Dessau-Roßlaus Oberbürgermeister Dr. Robert Reck: „Das Bauhaus formte nicht nur die Architektur, das Design und die Kunst, sondern legte die Grundlage für eine Denkweise, die Innovation und Interdisziplinarität in den Mittelpunkt stellt. Dieses Erbe ist eine Verpflichtung und zugleich eine Chance, unsere Stadt Dessau-Roßlau als Ort von Weltrang zu positionieren.“