
Landkreis Börde
Gerhard Teuber erzählt, warum er mit den Greifvögeln auf Friedhöfe geht, was er Nachwuchs-Falknern ans Herz legt und unter welchen Umständen er Gäste auf seinem Hof in Satuelle empfängt.
Auf der Wiese liegt eine Falken-Feder. Gerhard Teuber hebt sie auf, streicht sie sorgfältig glatt. Er wird sie wieder in Ragnas Federkleid einfügen. „Fehlt einem Dach ein Ziegel, hat der Wind Angriffsfläche“, erklärt er das Prinzip. Mit einem Loch im Federkleid können Vögel nicht jagen.
Auf seinem Hof leben auch Greifvögel, deren Besitzer verstorben sind und er trainiert sogenannte Problemvögel, deren Halter oft weder Zeit noch Sachverstand hatten, um Greifvögel zu halten. Beides ist unerlässlich für diese fliegenden Jäger mit den scharfen Krallen und gnadenlos spitzen Schnäbeln, die mit 250 Stundenkilometern in der Luft unterwegs sind.
Wissen ist wichtig, deshalb hat Gerhard Teuber die Landesfalknerschule gegründet, gibt issen über Ernährung, Pflege und Training der Tiere weiter. Jedes Jahr prüft er gut 30 neue Falkner, die Hälfte davon sind Frauen. Die staatliche Falknerprüfung gilt weltweit. Seit 2015 gilt die Falknerei als immaterielles Weltkulturerbe.
Derweil frühstückt Odin, der Uhu. Aus der Kühltruhe gibt’s Küken. Gejagt wird im Hochsommer nicht - da ziehen wilde Tiere in Feld und Flur ihre Jungen groß.

Odin, der Uhu, ist ein verträglicher Vogel.
Infos
Gerhard Teuber zeigt seine Vögel in Kitas und Schulen, ist auf Festen präsent. Bei all dem Trubel sorgt er dafür, dass es den Tieren gut geht. Wer seinen Hof in Satuelle, einem Ortsteil von Haldensleben, besuchen möchte, kann sich anmelden unter gerhard.teuber@verband-deutscher-falkner.de

Ein Beitrag von
Gudrun Billowie
Odin, der Uhu, sitzt wie gemalt in der Tür seiner Holzhütte. Ist das schöne Tier echt? Wie aufs Stichwort dreht der Uhu den Kopf, scannt mit seinen Uhu-Augen den Hof. Das dichte Federkleid, die scharfen Krallen, der gebogene Schnabel lassen sich aus nächster Nähe betrachten. Odin ist an Menschen gewöhnt, sitzt sogar friedlich auf dem behandschuhten Arm des Falkners. Sind Gerhard Teubers Habichte und Falken ebenso handzahm?
Der Falkner räumt mit einem Vorurteil auf. Greifvögel seien nicht zahm, sie gehen lediglich mit dem Menschen eine Jagdgemeinschaft ein, zu der auch ein Hund zählt. In diesem Dreierteam gelingt es, Hasen, Ratten, Fasane oder Krähen zu jagen. Der Hund spürt auf, der Greifvogel schlägt die Beute und kehrt zum Menschen zurück. Der sorgt für das Futter.
„Übrigens: Unsere Greifvögel gehen nicht hungrig zur Jagd“, betont Gerhard Teuber. Hunger macht böse. „Unsere Vögel jagen aus einem Appetit heraus.“ Die Greifvögel des Falkners sollen besonnen jagen, sie werden dort eingesetzt, wo Jäger nicht schießen dürfen: Auf Friedhöfen, am Müllheizkraftwerk oder am Badesee.

Mit Odin, dem Uhu, besucht Falkner Gerhard Teuber auch Kitas und Schulen.
Foto: Gudrun Billowie

Foto: Gudrun Billowie, Bevor Falkner Gerhard Teuber mit Greifvögeln zur Jagd geht, werden die Tiere trainiert.
Greifvögel werden auch auf Krähen angesetzt, die manchen Wohngegenden plagen. Ihre Population soll eingedämmt werden, manchmal auch, damit Hamster und Feldlerchen ihre Jungen aufziehen können. Saatkrähen hingegen sind geschützt und dürfen nicht bejagt werden, suchen sich aber manchmal andere Reviere, wenn ihnen Falke und Co. durch bloße Anwesenheit einen gehörigen Schrecken einjagen.
Gerhard Teuber beschäftigt sich mit Greifvögeln, seit er 13 Jahre alt ist. Intensiviert hat der 64-jährige Berufsschullehrer die Falknerei jedoch erst, als die Kinder groß waren, das Berufsleben in Bahnen lief und er den Hof in Satuelle gekauft hatte, der ausreichend Platz für die Greifvögel bietet. Seit 20 Jahren gehört er dem Falknerverein an, ist inzwischen Vorsitzender des Verbandes Deutscher Falkner in Sachsen-Anhalt.
Auf seinem Hof leben neben Odin, dem Uhu, auch Falke Ragna, Habicht Freya sowie verletzte Vögel, die keine Namen bekommen, weil sie wieder in die Freiheit entlassen werden. Auch Vier namenlosen Turmfalken-Waisenkindern wirft Gerhard Teuber das Futter durch ein Plastikrohr ins Gehege. Sie erleben nicht, dass sie vom Menschen gefüttert werden, sollen sich nach der Auswilderung von ihnen fernhalten. Zu einem jungen, verletzten Kranich baut Gerhard Teuber ebenfalls keine Beziehung auf. Bei seinen Greifvögeln ist das anders. Die nimmt er auf die Hand.