
Halle
Auf eine Zeitreise zurück in Sachsen-Anhalts Vorgeschichte begibt man sich auf den Himmelswegen. Eine der fünf Stationen ist das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle. Es beherbergt mehr als 16 Millionen Funde. Die Himmelsscheibe von Nebra zählt zu den berühmtesten Exponaten.

Ein Beitrag von
Kerstin Eschke
Bereits der Eingang ins Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale) gleicht einer Inszenierung. Ein römisches Stadttor lässt die Besucher in die Vergangenheit eintreten. Bei der Planung orientierte sich der Architekt Wilhelm Kreis an der Porta Nigra in Trier. Im Inneren ordnen sich die Ausstellungsräume um den imposanten Lichthof. 1918 wurde das Gebäude als erstes eigenes Museum für Vorgeschichte in Deutschland eröffnet.
Bis heute beherbergt es eine der ältesten, umfangreichsten und bedeutsamsten archäologischen Sammlungen in der Bundesrepublik.

Der geschmiedete Himmel
Besuchermagnet der Dauerausstellung ist die Himmelsscheibe von Nebra. Seit 2008 wird die älteste konkrete Himmelsdarstellung der Menschheit in der Dauerausstellung präsentiert. Bereits 2004 wurden Himmelsscheibe und Hortfunde erstmalig in der Ausstellung „Der Geschmiedete Himmel - Die weite Welt im Herzen Europas vor 3600 Jahren“ der Öffentlichkeit gezeigt. Über eine Million Besucher aus ganz Deutschland und der ganzen Welt sahen seitdem, wie sich mit dem spektakulären Fund die Sicht auf die Bronzezeit verändert hat.

Über 16 Millionen Schätze
Nicht alle der über 16 Millionen Objekte können in Dauerausstellung oder Sonderschauen gezeigt werden. Ein Großteil der archäologischen Funde wird im Depot und in der Studiensammlung des Landesamtes für Denkmalpflege aufbewahrt. Museen in aller Welt, wissen um die archäologische Schatzkammer in der Saalestadt. Ihre Leihanfragen zeigen das Interesse, bestimmte Funde aus Sachsen-Anhalt in ihren Ausstellungen zu zeigen. So sahen eine viertel Million Besucher die Himmelscheibe von Nebra in der Ausstellung „The world of Stonehenge“ im Londoner The British Museum. Auch das Landesmuseum lebt vom Austausch mit anderen Kulturinstitutionen. So wurden in Halle erstmalig Exponate aus Pompeji außerhalb von Italien für die Sonderausstellung „Pompeji – Katastrophe am Vesuv“ gezeigt.
Geschichte modern aufbereitet
Der Gang durch die Ausstellungsräume gleicht einem Parkour. Im bildlichen Sinn. Denn das Museum ist barrierefrei. Die Exponate werden inszeniert, als würden sie Teil eines historischen Kinofilmes sein. Der Besucher dringt Stück für Stück in die Vergangenheit vor, entdeckt immer wieder etwas Neues. Nicht alles ist gleich sichtbar. Was für Erwachsene auf den ersten Blick verborgen bleibt, sehen zuerst kleinere Kinder: wie die Vögel unter dem Skelett der Schamanin von Bad Dürrenberg. Spezielle Führungen ermöglichen auch sehbeeinträchtigten, hörgeschädigten Menschen oder Menschen mit anderen sinnlichen Einschränkungen einen lebendigen Museumsbesuch. Originalgetreue Nachbildungen oder sogar Originalfunde können ertastet und berührt werden. Für Schülerinnen und Schüler jeder Klassenstufe gibt es thematische Führungen und Mitmachangebote. Das alles macht den Museumsbesuch zu einer lebendigen Reise in die Vergangenheit.
Neue Sonderausstellung
Vor 500 Jahren endeten die Deutschen Bauernkriege. Eine Leitfigur war der Theologe, Reformator und Revolutionär Thomas Müntzer. Sein Todestag jährt sich zum 500. Mal. Ab 28. Juni präsentiert das Landesmuseum für Vorgeschichte in einer Kabinettausstellung Funde aus jener Zeit. Die Objekte werden seit zwei Jahren archäologisch untersucht und stammen aus zwei geplünderten Augustinerklostern, dem Kloster Himmelpfort bei Wernigerode und dem Kloster Kaltenborn bei Allstedt. Die Schau ist ein Bestandteil der dezentralen Landesausstellung „Gerechtigkeyt 1525“ und wird bis 30. November gezeigt.

Virtuelles Museum
Wer tiefer eintauchen will in Sachsen-Anhalts Vorgeschichte, für den lohnt sich ein Besuch des E-Museums „Himmelswege“
– einem virtuellen Raum im Internet. Die fünf Himmelswege-Orte sind neben der ausgestellten Himmelscheibe im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale), das Sonnenobservatorium Goseck, die Dolmengöttin von Langeneichstädt, das Ringheiligtum Pömmelte und das Besucherzentrum Arche Nebra sind hier vereint. Hinter der Adresse www.eMuseum-himmelswege.de finden Hobbyarchäologen und andere Wissensdurstige genaue Beschreibungen, Fotos und Kartenmaterial über Fundorte und Erforschung der Himmelsscheibe.
Landesmuseum für Vorgeschichte
Anschrift und Kontakt:
Richard-Wagner-Straße 9, 06114 Halle (Saale)
Telefon: 0345 5247-30
E-Mail: info@landesmuseum-vorgeschichte.de
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 9 bis 17 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertage: 10 bis 18 Uhr
Montag: nur nach Voranmeldung (für Gruppen und Führungen)
Jeweils am 24. und 31.12. geschlossen