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Altmark

Insbesondere Großstädter mieten sich ein Stück Landleben auf Zeit

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Elias Spalik mit einem seiner gefiederten Schützlinge auf dem Arm.

„In der Großstadt braucht man einen Elektrozaun.“

Die Tiere mal testweise nach Berlin zu bringen, hatte ein Onkel von dort vorgeschlagen, blickte Elias Spalik zurück. Das kam gut an, besonders in der zweiten Jahreshälfte 2021 sei die Nachfrage groß gewesen. Medien berichteten über die Leih-Hühner vom Land und die Geschichte nahm ihren Lauf.

Heute liegt der Schwerpunkt auf der Altmark und der Landeshauptstadt. Aus den ursprünglich zwei mobilen Häuschen, in denen die Tiere bei den Kunden leben, sind mittlerweile neun geworden. Insgesamt sind also 32 Tiere im Einsatz. Die Holzhäuschen auf Rädern sind selbst konzipiert und gebaut. Sie werden mit dem Autoanhänger zu den Kunden gebracht.

Für den Einsatz in der Großstadt waren einige Modifikationen an den Unterkünften erforderlich.

„Insbesondere ein Elektrozaun ist erforderlich “, erklärte Elias Spalik. Dieser muss vierbeinige Räuber wie Fuchs und Marder fernhalten. Füchse urbanen Bereich tagsüber unterwegs und richtig frech. Ein normaler Zaun hielt sie nicht davon ab, Beute zu machen. „Ich hatte einige Verluste“, blickte Spalik auf die erste Zeit ohne Elektrozaun zurück. Seitdem die Hühner durch Strom geschützt sind, gibt es keine Probleme mehr. Genutzt wird nachhaltiger Sonnenstrom, der mit Solarpanelen auf den Dächern der mobilen Ställe gewonnen wird. Diese stehen bei den Kunden im Garten. Für den Auslauf wird eine Rasenfläche benötigt.

Wenn die Tiere irgendwann wieder abgeholt werden, rollen manchmal Tränen, weil die Familien die Hühner ins Herz geschlossen haben. Namen werden vergeben, manchmal würden Kinder den Tieren sogar etwas vorlesen. Durchschnittlich bleiben die Hühner zwei bis vier Wochen bei den Kunden. Mittlerweile gibt es auch schon Stammkunden, etwa Seniorenheime in der Altmark, die schon für das jeweils nächste Jahr feste Termine buchen. Der Vorteil bei Hühnern sei, dass sie sehr selbstständig und „ziemlich pflegeleicht“ sind, weiß Elias Spalik. Sie müssten nicht beschäftigt werden. Dass Kunden mit ihnen mal nicht klarkamen, sei bisher noch nicht der Fall gewesen.

Die Konkurrenz schläft nicht. „Mittlerweile gibt es einige Mitbewerber“, so der Schwiesauer. Hauptberuflich betreibt der 23 Jahre alte Tourismusstudent seine Hühner-Vermietung nicht. Vielmehr verdient sich der Altmärker etwas zum Lebensunterhalt dazu. Auch aus seiner Familie helfe jeder, wo es geht. Das Organisatorische laufe über Telefon und E-Mail. „Eigentlich braucht man nur einen Computer“, so Spalik. Ab dem Frühjahr – die Saison dauert je nach Witterung von März bis November – erfolgt meist an den Wochenenden die Auslieferung. Im Winter komme das Angebot nicht so gut an, dann blieben die Hühner im Schwiesauer Stall. Genutzt wird die Pause in der kalten Jahreszeit, um die mobilen Häuschen zu überarbeiten.

Nach dem Studium könne er sich vorstellen, weiter mit Hühnern zu arbeiten. Etwa, um Großstädtern ein Erlebnis zu verschaffen, sagte Elias Spalik.

Huhn to Go

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Ein Beitrag von
Jörg Schulze

Obwohl sie keine Zugvögel sind, verschlägt es einige Hühner aus dem Stall des Schwiesauers Elias Spalik regelmäßig in die Ferne. Sie finden dann etwa in der Landeshauptstadt Magdeburg ein neues Zuhause auf Zeit. Elias Spalik vermietet die gackernden und pickenden Tierchen. In Magdeburg kommt das Angebot gut an, wie der junge Unternehmer betont.

"Die Magdeburger fahren voll darauf ab, sich das Landleben in die Stadt zu holen".

Die Themen Bio und Nachhaltigkeit liegen im Trend, die Menschen in der Großstadt wüssten gern, wo ihre Lebensmittel herkommen. Besonders bei Familien mit Kindern sind die Hühner, die in Vierergruppen samt artgerechtem Eigenheim anreisen, beliebt. Neben dem Spaß am Beobachten der Tiere gibt es regelmäßig frische Eier. Die sind mal weiß, braun oder grünlich, weil Hühner verschiedener Rassen in den Gruppen zusammenleben. Jedes habe einen eigenen Charakter.

Ganz neu im Geschäft ist Spalik mit seinem Angebot namens „Huhn to Go “ nicht. Los ging alles bereits 2019 in den Bereichen Klötze und Gardelegen – damals war Spalik noch Schüler. Seniorenheime mieteten zum Beispiel die Hühner, um den Bewohnern eine Freude zu machen.  Erster Kunde war übrigens das Gardeleger Seniorenpflegeheim. Dieses gehört noch heute zum Kundenstamm.

Privatleute im ländlichen Raum hätten die Tiere eher weniger nachgefragt, erinnerte sich Elias Spalik. Anders sah das schon in Großstädten wie Magdeburg und zeitweise auch Berlin aus, wo das Interesse groß war.

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Vorsichtig setzt Elias Spalik ein Huhn in seinen Wagen. Auf dem Dach ist das Solar-Modul für den Elektrozaun zu sehen.

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