
Salzlandkreis
Der Eine ist ausgebildeter Röster, der andere Barista - zusammen sind sie die Kaffeemänner aus Aschersleben.

Ein Beitrag von
Falk Heidel
Dominik Rider und Thomas Schatz betreiben am Rabenturm ein innovatives Geschäft rund um ihre gemeinsame Leidenschaft - frisch gebrühter Kaffee. In der Manufaktur verarbeiten die Kaffeemänner ihre Rohware im traditionellen Trommelröstverfahren. „Dadurch können wir behutsam die besten Aromen aus der Kaffeebohne herauslocken“, erzählt Dominik Rider, ein studierter Betriebswirt, der während seines Studiums in Koblenz die Liebe zum Kaffee entdeckt hat: „In der WG-Küche habe ich die Bohnen mit der Pfanne geröstet.“
Die Bratpfanne gibt es nicht mehr, dafür steht in der Aschersleber Manufaktur eine Röstmaschine, die jährlich mehrere Tonnen Rohkaffee verarbeitet. Geblieben ist die Freude am Experimentieren. Aktuell stehen 15 Kaffeesorten in der Auslage. Die Angebots-Vielfalt ist ständig in Bewegung. Oft auch anlassbezogen. Es gibt unter anderem Weihnachts- oder Osterkaffee. Meist wird dafür nur ein Sack geröstet und ausgeschenkt, bis er aufgebraucht ist.

Als Kaffeemänner betreiben Thomas Schatz und Dominik Rider eine innovative Gastronomie in Aschersleben. Fotos: Falk Heidel
Die Kerne der Kaffeekirsche
Wenn wir bei der Rohware von weißen Kaffeebohnen sprechen, dann stimmt das gar nicht. Die Kaffeebohnen lassen sich eher mit Kirschkernen vergleichen. Genauer sind es die Samen einer Frucht des Kaffeebaums, der Kaffeekirsche. In der Verarbeitung werden sie zunächst getrocknet, fermentiert und geröstet. Erst durch das Rösten der Bohnen entfalten sich die unterschiedlichen Aromen. Und genau hier zeigt sich der Unterschied zwischen der industriellen Kaffeeröstung per Wirbelschichtverfahren vom Konzept der Aschersleber Kaffeemänner. „Unsere Trommelröstung ist schonender, sie dauert länger bei niedrigerer Temperatur“, sagt Dominik Rider. Konkret läuft ein Verfahren etwa 15 Minuten bei einer Temperatur von 210 Grad.
Davon profitiert der Eulenmann
Im Jahr 2020 haben Rider und Schatz ihr Kaffeerösterei-Geschäft eröffnet. Wenn sie über ihren Kaffee reden, sprechen sie vom „schwarzen Gold“. Dominik Rider sagt: „Wir setzen bei der Organisation, Produktion und Distribution auf Nachhaltigkeit, Fairness und Transparenz.“ Ihr Business steht auf mehreren Säulen: Kaffee trinken (gern mit einem kleinen Gebäck) und Kaffee kaufen können Interessierte im Laden an der Hohen Straße 6. Hinzu kommt der Kaffeeshop als Internet-Auftritt. Auf der Webseite finden Besucher dutzenden Kreationen vom Orang-Utan-Coffee über Feuergebrannte Kaffeemandeln bis hin zum Eulenmann-Kaffee, ein Extrakt aus kolumbianischen Arabica-Bohnen. Und das ist die Geschichte hinter diesem Projekt-Kaffee: Es war einmal ein Wandersmann, der lief gemütlich den Weg entlang. Er fand einen verletzen Vogel und dachte nach, wohin mit ihm? „Ah, zum Eulenmann!“ Er pflegt und beherbergt Wildtiere, bis sie gesund sind und wieder in die Natur können. Mit jeder Tasse Kaffee unterstützt der Käufer die Wildtierauffangstation in Bernburg beim Eulenmann mit 2,50 Euro je verkaufter Tüte.
Einzigartig ist auch der Whiskey-Kaffee. Dominik Rider nennt ihn einen „fassgereiften Hochgenuss“. Dieser limitierte Kaffee ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen der Fallstein Destillerie und der Kaffeemänner-Rösterei, bei dem Kaffee im Whiskeyfass über mehrere Wochen gereift ist. Bevor das Fass mit Kaffee befüllt wurde, lagerte der prämierte „Carls Whiskey” der Fallstein Destillerie über mehrere Jahre darin.
Es bleibt aber nicht nur beim Kaffee. Zum Kaffeemänner-Sortiment gehören Rabenschwarze Schokolade mit 50 Prozent Kakaoanteil (eine Kooperation mit der Konditorei Stehwien), ein Kaffee-Chili-Salz oder eine Spirituose namens Kaffeegeist (Kooperation mit der Brennerei Koedel), um nur einige Beispiele zu nennen.

Kaffee nicht aus der Tüte nehmen
Dritte Säule des Unternehmens ist das Genusskombinat Aschersleben. Hier vereinen sich Genuss und Leidenschaft zu Lebensmitteln aus der Region in einem einzigartigen Konzept in Richtung kulinarischer Events wie Verkostungen, Hochzeiten, Firmenfeiern, Seminare oder Weinabende. Die Kaffeemänner arbeiten mit regionalen Catering-Unternehmen zusammen. Stichwort Firmen: Betriebe können ihren Bürokaffee ordern oder Kaffeegeschenke mit eigenem Logo kreieren. Die Kaffeemänner-Belegschaft ist mit den Jahren auf sieben Mitarbeiter gewachsen. „Fast alle trinken morgens ihren ersten Kaffee nicht daheim, sondern auf Arbeit“, erzählt Dominik Rider, der ebenso wie sein Partner Thomas Schatz nicht aus der Region kommt: „Uns beide hat die Liebe nach Sachsen-Anhalt verschlagen.“
Und woher kommt der Rohkaffee? Unter anderem aus Brasilien oder Vietnam. Rider zufolge aber nicht vom Großhandel: „Wir kaufen unsere Waren direkt von den Farmen. Die Kaffeebohnen werden per Hand gepflückt, nicht maschinell. Den Unterschied merkt man im Geschmack.“ Und wie lagert man den Kaffee daheim? Dominik Riders Empfehlung: Den Kaffee nicht aus der Originalverpackung nehmen, die bei den Kaffeemännern wiederverschließbar ist: „Denn frische Luft führt zum Verlust des Aromas.“ Die optimale Lagertemperatur liegt bei 18 bis 20 Grad. Welche Getränke man daraus zaubern kann, erklärt Barista Thomas Schatz seinen Gästen am Rabenturm. Wer es nicht wusste: Ein Barista ist ein Barkeeper für Kaffeespezialitäten.