Magdeburg
Die Megedeborch ist in jeder Hinsicht besonders. Bei dem museumspädagogischen Projekt können Kinder und Jugendliche in das Leben einer mittelalterlichen Stadt eintauchen – sowohl was die gesellschaftlichen Strukturen als auch was die alten Handwerksberufe angeht.
Ein Beitrag von
Sebastian Seemann
Das Kulturhistorische Museum Magdeburg ist Schauplatz für ein ganz besonderes Projekt. Im Innenhof erwächst hier jeden Sommer die Spielstadt „Megedeborch“. Zahlreiche Gewerke, eine Schenke, eine Amtsstube und ein Kloster spiegeln eine mittelalterliche Stadt wider. Schulklassen der Klassenstufen 3 bis 8 können so historische Spielhandlungen hautnah erleben. Dieses zusätzliche saisonale Angebot des Magdeburger Museums besteht seit 1995 und wird in Kooperation mit dem Jobcenter der Landeshauptstadt und der AQB GmbH Magdeburg durchgeführt. Dem historischen Spiel liegt die mittelalterliche Stadtgeschichte Magdeburgs zugrunde. Die Schulklassen können sich immer nach den Winterferien für das laufende Jahr anmelden und dann einen Projekttag in der Megedeburch verbringen.
Frisch sind für jede Saison das Motto und die Epoche, die in der jeweiligen Spielzeit beleuchtet werden. Seit zwei Jahren hat das Projekt einen neuen Spielleiter. Es handelt sich um Axel Goschnick, der die Nachfolge von Hartmut Ramme angetreten hat. Dieser hatte die Megedeborch einst mit aufgebaut und sich im Herbst 2022 in den Ruhestand verabschiedet.
Aus einer ganz anderen Position heraus leitet Goschnick jetzt das Leben in der kleinen Mittelalterstadt. Während Hartmut Ramme als prächtig gewandeter Bürgermeister in dem Spiel, das auch nach dem von ihm geschriebenen Drehbuch gestaltet wurde, Reden zur Bürgerschaft der Megedeborch hielt, verkörpert Axel Goschnick den Schmied Friedrich. In dunkler Kleidung und mit den passenden Werkzeugen ausgestattet, formt er aus dem Metall, das über dem Feuer in der Ecke seiner Schmiede zum Glühen gebracht wird, zum Beispiel Schmuck, Pfeilspitzen und Messer.
2007 war Axel Goschnick in das Projekt gekommen, wirkt seit 2008 mit. Drei Plätze des Qualifizierungsprojekts mussten damals nachbesetzt werden – und hier hatte der heutige Spielleiter zugegriffen. Zwar ist er als gelernter Schlosser dem Metallhandwerk eng verbunden. Doch welche Aufgaben schätzt er außerdem in der Megedeborch? Eigentlich alle: „Ich bin hier der Allrounder auf dem Hof.“ Denn wenn es darum geht, Dinge umzugestalten, Reparaturarbeiten zu erledigen oder Requisiten herzustellen, dann ist zunächst Axel Goschnick gefragt. Als rechte Hand steht dem Spielleiter Klaudia Lorbeer zur Seite, die im Jahr 2015 zunächst als Weberin in das Projekt eingestiegen war und die heute als Bäckerin Tag für Tag gemeinsam mit den Kindern Hefekuchen bäckt.
Zur Kulturnacht 2022 war die Megedeborch auch am Abend für die Gäste geöffnet.
Öffentliche Markttage gehören auch zum Angebot der Megedeborch. Diese finden nur ein paar Mal pro Jahr statt und werden gern von vielen Magdeburgern, meist Familien, genutzt. Der erste Markttag 2025 ist für den 18. Mai angesetzt. Dann kann bei freiem Eintritt von 10 bis 15 Uhr durch das mittelalterliche Magdeburg geschlendert werden. Es ist in erster Linie ein Angebot für Kinder. Wenn sie Lust haben, können sie sich als Waschfrauen, Schmied, Korbflechter und Tischler ausprobieren oder in einer Schreibstube lernen, wie im Mittelalter geschrieben wurde - mit Gänsefeder und Tintenfass. Zwischendurch wird das mittelalterliche Stadtleben immer wieder mit Spielszenen aufgelockert. Bei einem der Markttage im vergangenen Jahr hatte zum Beispiel ein "Räuberpärchen" gestohlen. Sofort wurde es von einem Bewohner beim Stadthauptmann "angeprangert", der schickte seine Stadtwache los, um die Missetäter zu stellen. Die Frau landete im Gefängnis, ihr Mann am Pranger. Bei der ehrenamtlich mitwirkenden Butterfrau Katja Michels erfahren die Besucher der Markttage beispielsweise, wie man vor Hunderten Jahren Butter hergestellt hat. Elf Minuten dauert es, bis aus der Sahne im Butterfass Butter geschlagen ist und übrig bleibt dabei die Buttermilch. So wird die Magdeburgs Museumsstadt Jahr für Jahr zu einem Ort, an dem Geschichte lebendig wird…