
Salzlandkreis
Im Herzen von Staßfurt, eingebettet im historischen Ambiente des Salzlandtheaters, verbindet ein musikalisches Ensemble Generationen: Das Jugendblasorchester Staßfurt e. V. ist weit mehr als nur ein Orchester – es ist ein gesellschaftlicher Leuchtturm.

Ein Beitrag von
Jessica Seemann
Ein Konzert des Jugendblasorchesters ist immer ein Highlight. Das Repertoire ist so bunt wie seine Mitwirkenden: es reicht von traditioneller Blasmusik, Märschen, Walzern und Polkas über Operette und klassischen Bläserstücken bis hin zu Schlagern, Musical, Rock, Pop und Filmmusik.
„Wir möchten Jung und Alt gleichermaßen begeistern“, erklärt Peter Roskoden, Dirigent und kreativer Kopf des Ensembles. Seit nunmehr zehn Jahren schwingt der 31-Jährige den Taktstock beim Orchester. Davor wirkte er zehn Jahre als Tubist mit. Und auch das macht den Zauber des Vereins aus. „Wir sind hier alle wie eine große Familie“, berichtet der Instrumentalpädagoge Roskoden. „Ich habe meine besten Freunde im Orchester kennengelernt und zum Teil sind hier auch Ehen und mittlerweile Kinder entstanden.“ Der heutige Verein besteht seit 1991 und ist aus dem traditionsreichen Pionier- und FDJ-Blasorchester hervorgegangen. Noch so mancher Musiker von damals sitzt heute auf der Bühne. „Ich nenne uns auch liebevoll das Orchester der Junggebliebenen“, scherzt Roskoden.

Der gebürtige Staßfurter Philipp Uta startete seine Karriere beim JBO. Heute ist er Ensemblemitglied bei der Bayrischen Staatsoper.
Mittlerweile zählt das Orchester stolze 50 aktive Musikerinnen und Musiker im Alter von etwa 7 bis 70 Jahren. „Irgendwann haben die Stühle im Salzlandtheater nicht mehr ausgereicht“, erinnert sich Roskoden. „Wir mussten den Theaterleiter Stephan Czuratis bitten, weitere Sitzmöglichkeiten zu organisieren.“ Nur im Zuschauerraum können sie nicht anbauen. Die beliebten Frühlings- und Weihnachtskonzerte im Salzlandtheater sind meist nach kürzester Zeit ausverkauft. Doch wer keine Karten bekommt, kann das Orchester auch auf diversen Festen in und rund um Staßfurt erleben. „Wir spielen bis zu 30 Konzerte im Jahr“, so Roskoden. „Letztes Jahr hatten wir sogar Auftritte in Warnemünde und Binz.“

Das Jugendblasorchester beim Frühlingskonzert 2025 im Salzlandtheater Staßfurt. Fotos: Stephan Czuratis
Die meisten Mitglieder sind Studenten, aber auch Schüler und Berufstätige musizieren hier. Sogar das eine oder andere Talent ist bereits aus den Reihen des Jugendblasorchesters entsprungen. „So ist beispielsweise unser ehemaliger Schlagzeuger Florian Borges heute in der Staatskapelle Berlin zu hören“, berichtet der Dirigent stolz. „Und unser Tubist Philipp Uta spielt bei den Düsseldorfer Symphonikern. Es ist gar nicht so einfach, eine Stelle als Berufsmusiker zu bekommen.“
Zusammenhalt wird im Orchester großgeschrieben: Viele ehemalige Mitglieder finden den Weg zurück nach Staßfurt, um bei besonderen Auftritten erneut mitzuwirken – sie verstehen sich als Botschafter eines gelebten musikalischen Miteinanders. Und dieses Engagement reicht weit über die „normale“ Bühne hinaus: „In der Corona-Zeit habe ich zusammen mit Philipp Uta Konzerte vor Seniorenheimen im Salzlandkreis organisiert“, erinnert sich Roskoden. „Wir haben die Musik direkt zu den Menschen gebracht und bewegende Momente erlebt.“ So geschah es zum Beispiel, dass eine an Demenz erkrankte Seniorin, die seit Wochen nicht gesprochen hatte, plötzlich das Heidenröslein mitsang. Dieses Engagement wurde 2021 mit der Auszeichnung „Verein des Jahres“ vom Ostdeutschen Sparkassenverband honoriert. Das Jugendblasorchester Staßfurt ist somit weit mehr als ein Klangkörper: Es ist eine musikalische Heimat, eine Generationenbrücke – ein lebendiges Beispiel dafür, wie die Liebe zur Musik Menschen verbindet.